drachenbau

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Bautips für Lenkdrachen



 

Allgemeines zum Lenkdrachenbau

Warum Drachen selber bauen? Das könnte man sich fragen, wo doch die Preise der Drachen kontinuierlich gefallen sind. Heute ist ein guter Einsteigerdrachen um 1,8 m Spannweite bereits für ca. 150 DM zu bekommen. Auch Wettbewerbstaugliche Drachen sind zu vernünftigen Preisen erhältlich.
Trotzdem lohnt der Selbstbau immer noch. Die Gründe dafür sind vielfältig. Der Eine möchte den Drachen, den er sich vor längerer Zeit gekauft hat in eigenen Farben und Design nachbauen, ein Modell wird durch Eigenbau über einen veränderten Zuschnitt, Waagetechnik oder Gestängevarianten dem eigenen Flugstil angepaßt. Bei großen Drachenmodellen ist auch immer noch reichlich Geld zu sparen, wenn sich auch hier durch die teilweise sehr hochwertigen Gestänge das Preis/Leistungsverhältnis relativiert hat. Außerdem ist der Spaß am Drachenbau nicht zu verachten. Es ist schon ein "erhebendes" Gefühl den selbst gebauten Drachen an den Leinen durch die Luft zu führen. Nicht zu vergessen sind auch diejenigen, die über den Selbstbau eigene Drachenmodelle entwickeln und sich dadurch von der Massenware abheben und ein ihrem Flugstil entsprechendes Drachenmodell bauen und entwickeln.

Bauanleitung und Ausmessen eines Drachen

Drachen können (Eigenbauten mal ausgeklammert) per Bauanleitung oder durch Ausmessen eines Drachen nachgebaut werden.
Beim Bau mittels Bauanleitung ist zu beachten nach welcher Bauanleitung gebaut wird. Jeder Schreiber einer Bauanleitung hat seine Vorlieben bezüglich Saum- und Nahtzugabe oder Nähtechnik. Hier ist zu beachten, wie die Angaben gemacht sind. Eventuell muß hier und da von den Maßen etwas zugegeben oder abgezogen werden. Je nach eigenem Stil. Oft werden Nähtechniken per Bauanleitung auch anders als am Originaldrachen angegeben um die Bauanleitung zu vereinfachen (z.B. bei nach Segelmacherart gefertigten Nähten mit Klebetechnik, schwierig herzustellen). Hier sollte dann ruhig die Nähtechnik der Bauanleitung übernommen werden. "Spezialisten" stricken sich die Anleitung nach ihren eigenen Belangen um. Ein weiterer Punkt sind die Waagemaße. Diese können im ausgebauten oder im eingebauten Zustand gemessen und angegeben werden. Im eingebauten Zustand angegeben müssen noch die Zugaben für die Verbindung mit den anderen Waageschenkeln bzw. mit dem Gestänge "erknotet" werden.

Ist keine Bauanleitung vorhanden, so muß ein vorhandenes Drachenmodell ausgemessen werden. Hierzu zerlegt man den Drachen am Besten komplett. Gestänge herausnehmen, Waage abbauen und das Segel mit Klebeband auf den Fußboden oder einen großen Tisch kleben. Bei heutigen Drachenmodellen mit Profilierungen und Rundungen ist es kaum möglich alle reellen Maße herauszumessen wenn das Gestänge noch eingebaut ist. Auch Drachen ohne Profilierung können mit Gestänge nur ungenau gemessen werden. Hier schleichen sich dann die ersten Fehler ein, der Drachen erreicht nicht die Flugleistungen wie das Original.
Ist das Segel auf den Boden "geklebt" kann mit dem Ausmessen begonnen werden. Für die Segelmaße wird nur eine Segelhälfte gemessen, da das Segel ja symmetrisch ist. Die Hälfte wird in den Eckpunkten über Dreieckskonstruktionen aufgebaut. Rundungen werden anschließend durch Anlegen eines Lineals und Ausmessen der Bogenhöhe ermittelt. Es ist hilfreich wenn die Kontur des Segels auf ein Blatt Papier aufgezeichnet wird und die Maße hier eingetragen werden. Soll das Segeldesign übernommen werden ist es sinnvoll die Maße der Übersichtlichkeit wegen in eine gesonderte Skizze einzutragen. Achtung: Nicht mit dem Design über die einzelnen Paneele das gesamte Segel aufbauen!! Hier schleichen sich Fehler ein!! Das Design sollte unbedingt in eine Segelhälfte eingebracht werden!!

Die Konstruktion des Segelteils für die Schablonenerstellung kann nun auf einem großen Papier oder, was eleganter und zeitsparender ist, auf dem Computer mit einem CAD-Programm erfolgen.

Dazu wird die Segelhälfte aufgebaut und im nachhinein mit dem Design versehen. Je nach geschmack können hier auch Naht- und Saumzugaben in die Paneele eingebracht werden. Als CAD-Program möchte ich noch eine Empfehlung aussprechen: Unter der Adresse http://www.jit.de ist die Firma just in time zu finden. Auf deren Homepage stehen diverse CAD-Programme zum Download zur Verfügung (2d und 3d-Varianten). Diese haben den vollen Funktionsumfang und sind nur in Schnittstellen gesperrt. Drucken und Plotten ist möglich. Das Programm eignet sich aber auch so zum Aufbau der Segelhälften und Einbringen des Designs. Die Paneele können sehr gut über Meßfunktionen ausgemessen und auf Papier oder Pappe übertragen werden.

Werkzeuge

Die zum Drachenbau benötigten Werkzeuge sind eigentlich alle in einem Haushalt zu finden. Es gibt auch einige hilfreiche Spezialwerkzeuge, die nur lohnen, wenn abzusehen ist, das es nicht bei einem selbstgebauten Drachen bleibt.

Zeichenwerkzeug und Lineal
Zum Aufzeichnen der Schablonenteile (wenn keine Zuschnitte in 1:1 zur Bauanleitung gehören) werden ein großes Geo-Dreieck, ein nicht zu weicher Bleistift und ein Lineal (vorzugsweise ein dickes Alu-Lineal) von mind. einem Meter Länge. Als Tisch ist eine möglichst goße Arbeitsplatte ideal, die dann auch für Zuschneide und Näharbeiten benutzt werden kann. Ideale Größen liegen bei 110 x 200 cm, wobei die Länge der Platte auch größer sein darf.

Heißschneider
Das Tuch wird am Besten mit einem Heißschneider oder einem umgebauten Lötkolben geschnitten. Ich selbst benutze zwei verschiedene Werkzeuge: zum Schneiden von Tuch und Verstärkungen einen Heißschneider, für kleinere Arbeiten, enge Radien und Löcher einen Lötkolben mit sehr dünner Spitze. Achtung: Beim Heißschneiden immer auf gute Raumbelüftung achten, da die entstehenden Dämpfe gefährlich sein können. Der Stoff kann auch kalt mit einem sogenannten Rollmesser geschnitten werden. Damit ist es allerdings schwieriger Kurven zu schneiden und mit Pappschablonen zu arbeiten. Dacron und Gurtband sollten unbedingt heiß geschnitten werden, da diese Materialien bei Belastung ausfransen und optisch dann nicht mehr so schön wirken bzw. auch bei Zerstörung durch lange Risse in Stabtaschen und Verstärkungen der Drachen fluguntauglich wird.

Lochzange
Eine Lochzange wird zum Einarbeiten von Löchern in das Segel bzw. die Dacronverstärkungen am Segel benutzt. Hier sollte ein nicht zu billiges Modell gekauft werden. Sehr günstige Zangen treffen die Schneidplatte nicht auf dem vollen Umfang senkrecht, so das die Löcher nicht am vollen Umfang geschnitten werden. Außerdem ist bei billigen Teilen die Schärfe der Schneiden nicht sonderlich gut. Bessere Modelle gibt´s für ca. 15 - 20 DM im Baumarkt. Der Einsatz lohnt auch von daher, das eine gute Lochzange im Haushalt durchaus mal gebraucht wird. Richtig gute und teure Modelle haben auswechselbare Pfeifen (Schneiden), so das bei einem Defekt nur der jeweilige Durchmesser ausgebaut werden muß. Preislich liegen diese aber recht hoch und lohnen nur für den "Vielbauer" unter den Drachenfliegern. Löcher, die mit Lochzangen geschnitten werden, sollten mit einem dünnen Lötkolben am Rand ganz leicht verschmolzen werden, um nicht auszufransen.

Puk-Säge
Die Puk-Säge ist notwendig, um Stäbe zu schneiden. Es handelt sich hierbei um eine kleine Bügelsäge. Als Sägeblatt wird ein fein verzahntes Blatt  für Metall gewählt. Achtung: die Spitzen der Zähne müssen zum vorderen Ende der Säge zeigen. Zur Nutzung der Säge bitte unter Gestänge einbauen weiterlesen.

Für den Drachenbauer, der einige Drachen mehr baut wäre es evtl. sinnvoll einen elektische Mini-Kappsäge anzuschaffen. Die Fa. Proxxon bietet ein Gerät an, das mit hoher Drehzahl arbeitet und bis ca. 12 mm Durchmesser Stäbe wunderbar gerade un glatt schneidet. Inclusive dem notwendigen feinverzahnten Hartmetallsägeblatt fallen Kosten von ca. 300,- DM an, eine Absaugvorrichtung muß mit Hilfe eines Staubsaugers ebenfalls noch gebaut werden, da diese Säge den ungesunden Staub sehr fein im Raum verteilt. Aber wie gesagt, für Leute, die nicht nur 2 oder 3 Drachen bauen möchten.

Schablone für Ausschnitte
Um Ausschnitte für die Seitenverbinder oder das Mittelkreuz besser schneiden zu können, habe ich mir eine Alu-Schablone aus 3 mm dickem Alublech gefertigt. Diese beinhaltet alle Ausschnitte, die man am Drachen so benötigt, in verschiedenen Größen. Ausschnitte sind auch über Hilfslinien an andere Größenverhältnisse anpaßbar. Eine 1:1 Skizze habe ich im Download-Bereich abgelegt. Sie ist frei herunterzuladen. Die Grafik ist im PDF-Format abgelegt und benötigt den Acrobat Reader zum Lesen und Ausdrucken. Der Acrobat Reader kan auf der Adobe-Homepage frei herunterzuladen, bzw. er befindet sich auch jeder besseren CD, die ein von CD zu lesendes Handbuch beinhaltet.

Segelzuschnitt

Über die Genauigkeit des Segelzuschnitts wird schon vor dem Zusammennähen des Segels über die Genauigkeit und Symmetrie des Segls bestimmt. Je genauer hier gearbeitet wird, um so besser passen die Teile zusammen. Die Näharbeit geht auf Grund der Genauigkeit besser von der Hand (es muß nichts ausgeglichen werden), der Aufbau des Drachen entspricht weitgehend dem Original, was sich in einer passenden Bauchigkeit des Segels bemerkbar macht. Ich selbst arbeite mit Schablonen, die die Saum- und Nahtzugaben beinhalten. Am ausgeschnittenen Segelpaneel wird dann die entsprechende Saum- oder Nahtzugabe mit weichem Bleistift angezeichnet. Auf dieser Linie wird später entlanggenäht.
Die andere Variante ist die, das die Schablone keine Zugaben enthält und diese erst zum Anriß der Nulllinie dazuaddiert wird. Bei Rundungen (an Leit- oder Schleppkanten) wird es allerdings dann mit dem Zuschnitt problematisch. Dann besteht keine Möglichkeit, die Anlagekante zum Schneiden der Paneele zu benutzen. Als Ausnahme, bei der diese Technik unbedingt verwendet werden sollte sin Profile für Stablose Drachen zu erwähnen, da die Rundung in diesem Fall wichtig ist und es schwierig ist einen konstanten Saum anzuzeichnen. Da die Saumzugabe später kaum sichtbar ist kann sie auch mal ein wenig schwanken.

Segelmaterial

Als Material wird im allgemeinen sogenanntes Spinnakernylon verwendet. Dieses gibt es in verschiedenen Qualitäten. Auf das in modernen Drachen verwendete Mylar werde ich nicht weiter eingehen. Als Standardqualität ist das Material mit einem Gewicht von ca. 40g/m² zu sehen. Es erfüllt nahezu alle Ansprüche, die an Segelmaterial für Lenkdrachen gestellt werden. Unterschiede gibt es in der Beschichtung. Die führenden Hersteller führen die Beschichtungen in Silikon oder Polyurethan (PU) aus. Beide Varianten habe Vor- und Nachteile. PU läßt sich z.B. bemalen, Unterschiede bestehen auch in der Farbgestaltung und in der Farbechtheit unter Sonneneinstrahlung. Mein Favorit unter den Nylonstoffen ist Torray in 40 g/m².
Seit einigen Jahren gibt es auch Polyester-Spinnaker. Vorteil ist, das diese Stoffe leichter sind (ca 34 g/m²), sich weniger dehnen, die Dehnung auch wieder abbauen und lichtechter (Farben halten länger) sind. Von der Verarbeitung her sind beide Materialien identisch.

Nähmaschine

Für die Entstehung des Segels ist die Nähmaschine ein sehr wichtiges Werkzeug. Auch hier muß unterschieden werden zwischen dem gelegentlichen Drachenbauer und dem, der oft und viel Drachen selbst baut.
Für den gelegentlichen Bau oder auch die Reparatur von Drachen reicht eine normale Haushaltsnähmaschine aus. Sie sollte als Stiche einen Gerad- und Zick-Zackstich drauf haben. Zierstiche sind nicht notwendig. Sinnvoll, aber nicht unbedingt notwendig ist der Vielfach-Zick-Zack-Stich. Dieser ist vorteilhaft, wenn Nähte in Segelmacherart oder mit Gaze vernäht werden. Beim Neukauf sollte aber nicht die billigste Maschine genommen werden. Gute Maschinen beginnen ab 400,- DM. Darunter sind die Maschinen oft zu leicht oder transportieren nicht vernünftig (bei Spinnaker sehr wichtig..). Gute Investitionen sind auch gebrauchte Maschinen, die in bald jedem Fachgeschäft erhältlich sind. Hier ist in der Preisklasse um 500,- DM oft schon ein Obertransport dabei, der beim Nähen der rutschigen Spinnakerstoffe sehr hilfreich ist. Auf einen Obertransport sollte man als Vielbauer unbedingt achten. Der große Vorteil liegt im nahezu versatzfreien Nähen, besonders bei langen Nähten. Leider ist dieser Vorteil bei neuen Maschinen erst ab ca. 1000,- DM zu haben. Aber auch Maschinen, die ohne Obertransport den Stoff sauber, ohne Versatz, duchziehen bewegen sich in dieser Preisklasse.

Eine weitere Möglichkeit sind gebrauchte Idustienähmaschinen, die neben großer Kraft für mehrere Stoff und Dracron oder Gutbandlagen auch hohe Nähgeschwindigkeiten und Bedienungsvorteile bieten (z.B. heben und senken des Nähfußes durch Fuß oder Beinschalter). Die Preisklasse dieser Maschinen bewegt sich allerdings im Bereich ab 1000,- bis mehrere tausend DM, je nach Zustand und Alter. Also nur etwas für Intensivdrachenbauer mit dicker Brieftasche...

Nähtechnik

Bei der Nähtechnik scheiden sich die Geister. Hier hat jeder seine Lieblingsnaht die er am Besten kann oder die optisch am Besten gefällt. Ich werde versuchen die Vor- und Nachteile der einzelnen Nahtvarianten darzustellen, damit speziell Anfänger sich die richtige Art und Weise heraussuchen können. Zur besseren Verstädlichkeit werde ich dazu später noch Grafiken einfügen. Zu den Kappnähten ist noch zu sagen, das es sich hier nicht um echte Kappnähte handelt, diese aber allgemein unter den Drachenbauern so bezeichnet werden.
Geradstiche, die meistens im Drachenbau verwendet werden, sollten eine Stichlänge von 3-4 mm haben um den Stoff nicht zu perforieren und so für eine "Sollrißstelle" zu sorgen.

Offene Kappnaht
Die offene Kappnaht ist sehr einfach herzustellen. Die beide Tuchabschnitte, die zusammengefügt werden sollen, werden bündig übereinandergelegt und in der gewünschten Nahtbreite (ca. 8-10 mm) von der Außenkante entfernt mit einem Geradstich zusammengenäht. Wie bei jeder Naht müssen die Nahtenden sorgfältig verriegelt werden (1-2 Mal hin- und hernähen). Die Tuchstücke werden nun auseinandergeklappt, der Nahtüberstand zu einer Seite umgelegt und ca. 2 mm von der umgelegten Stoffkante mit einer weiteren Naht versehen. Das war´s.

Geschlossene Kappnaht
Die geschlossene Naht läuft im ersten Schritt wie die offene Naht ab, die Zugabe wird nur etwas höher gewählt (10-15 mm). Nach dem ersten Nähschritt wird das Tuch auseinandergeklappt und nun der Nahtüberstand ein Mal gefaltet, so das die Stoffkante an der ersten Naht liegt.

Segelmachernaht
Die Technik der sog. Segelmacher-Naht habe ich erstmals bei den Lenkdrachen Big Brother I+II sowie Little Sister gesehen. Diese wurden damals mit einem wellenförmig laufenden Stich vernäht. Die Teile waren so gelegt, das der Nahtüberstand im Winddruck aufklappen konnte um den Drachen zu bremsen. Heute wird die Naht allerdings nicht mehr zu diesem Zweck genutzt. Heute hat sich diese Nähtechnik bei vielen Herstellern zumnidest bei aufwendigen Topmodellen durchgesetzt. Es sind Designs möglich, die in der normalen Technik mehr einzelne Paneele benötigen, das Tuch ist ausserdem nach Fertigstellung glatter und hat nicht so dicke Nahtwülste. Einer der bekanntesten Hersteller, der diese Technik verwendet ist die Firma Prism, die auf diese Art auch Mylarteile mit Spinnaker verbindet. Hier wird das eine Stoffteil mit einer Nahtzugabe versehen währen das andere Teil keine Zugabe erthält. Das Teil ohne Zugabe wird auf das Teil mit Zugabe gelegt, wobei die Überlappung der Zugabe entspricht. Um mit dem Führen der beiden Stoffteile keine Probleme zu bekommen und um die Naht abzudichten wird die Segelmachernaht mit schmalem doppelseitig klebenden Streifen geklebt und dann vernäht. Das Klebematerial gibt es im guten Drachenladen. Als Stich ist am Besten der Mehrfachzickzackstich geeignet.

Saum
Der Saum wird meist an den Schleppkanten der Lenkdrachen benötigt. Die Zugabe für einen Saum liegt zwischen 8 und 15 mm, je nach Anwendung und Geschmack. Der Sum kann vorher mit Bleistift angezeichnet werden, bei runden Kanten genügt ein Bleistiftpunkt in gewissen Abständen, damit man weiß, wo der erste Falz herangelegt wird. Der erste Falz wird nochmals umgeschlagen und schon ist der Saum zum Nähen bereit. Aus Festigkeitsgründen, speziell an Schleppkanten, ist es vorteilhaft in der Mitte des Saums eine zweite Naht zu legen. Für runde Schleppkanten sollte man den Saum nicht zu groß wählen (ca. 8-10 mm) da man sonst speziell um enge Radien nicht herumkommt. Für Schleppkanten, die mit einer Spannschnur ruhig gestellt werden, darf der Saum nicht zu schmal sein, da man sonst die Spannschnur nicht mehr einziehen kann.

Segel nähen

Beim Zusammennähen eines Segels sind einige Dinge zu beachten. Nach Zuschnitt aller Teile sollte das Segel komplett am Boden, so wie es später aussehen soll, zusammengelegt werden. Teile, die zusammengenäht werden sollen, werden aufgenommen und evtl. entlang der ersten Naht zur Orientierung mit einem Bleistiftstrich versehen. Teile, die ihren Nahtauslauf an der Schleppkante haben, sollten von der Schleppkante aus vernäht werden, da so die Nahtungenauigkeiten in ie Drachennase verschoben werden, wo sie nicht sonderlich stören. Die Segelhäften werden einzeln gerfertigt und dann zu einem ganzen Segel zusammengenäht.

Verstärkungen und Ösen

Dacron und Mylar
An jedem Drachen gibt es Schwachstellen oder auch Stellen, die sehr stark belastet werden. Um das Segel nicht zu ser zu starpazieren wrden diese Stellen mit Dacron und seite eineiger Zeit auch mit Mylar verstärkt. Markante Stellen für Verstärkungen sind die Ausschnitte für das Mittelkreuz, die Stabtaschen an den Leitkanten, die Drachennase, Stand-Off Aufnahmen, Mittelnaht des Drachensegels am Kielstab usw.. Dacronteile werden heiß geschnitten, damit sie anschließend nicht ausfransen. Beim Heißschneiden sollte auf gute Raumbelüftung geachtet werden, da die entstehenden Dämpfe gesundheitsschädigend sein können. Die Teile werden je nach Größe und Art mit einem Geradstich oder einem kleinen Zick-Zack-Stich aufgenäht. Außentaschen an den Leitkanten werden beim Annähen von der Unterkante des Segels zur Nase hin angenäht. Außentaschen können mit einem (Mehrfach-) Zick-Zack-Stich oder einem Geradstich vernäht werden, wobei aber der Geradstich völlig ausreichend ist.

Gurtband
Sehr beanspruchte Stellen werden mit Gurtband, das meist in der Breite von 50 mm verkauft wird, verstärkt. Meist ist es nur an der Drachennase zu finden. Es ist auch möglich kevlarverstärktes Dacron oder bei Leichtwinddrachen sogenanntes Golf- oder Miederband einzusetzen. Kevlarverstärktes Dacron ist aber leider nur selten oder schwer zu bekommen.

Beim Verarbeiten von Gurtband zeigt sich auch die Qualität einer Nähmaschine, da hier die Nadel kräftig drücken muß um die Stiche zu setzen. Auch ein guter Transport macht sich hier bezahlt, da das Segel an einer Drachennase mit Dacron und Gurtband verstärkt ist. Die Überstände an Gurtband werden mit einem Heißschneider oder Lötkolben abgetrennt. Auch hier ist wieder auf gute Raumbelüftung zu achten.

Ösen
Als Verstärkung werden Ösen zum Abspannen von Stabtaschen, als Stand-Off Aufnahme oder als verstärkter Durchgang für Waageschnüre (z.B. beim Hunter) eingesetzt. Bei vielen Drachenbauern werden Ösen als schlechte Lösung angesehen, da sie nicht vernünftig halten. Das kommt daher, das das Material nicht die erforderliche Dicke bringt, um die Öse fest mit dem Stoff zu verbinden. Hier kann man nachhelfen, indem die Öse durchgesteckt wird und auf der Rückseite ein Schlauchring im Durchmesser der Öse (bei einer Öse von 4 mm Durchmesser z.B. ein Schlauchring mit 4 mm Innendurchmesser) mit ca. 2 mm Dicke aufgeschoben wird. Dieser verstärkt dann die Klemmwirkung der Öse erheblich und sorgt für einen festen Sitz.

Verbinder, Stand-Offs und Mittelkreuze

Verbinder
Verbinder werden heute von beinahe jedem Drachenhersteller und auch von Zubehörherstellern in verschiedensten Formen und mit unterschiedlichen Detaillösungen angeboten. Wichtig ber der Wahl der Verbinder ist meiner Meinung nach die Steifigkeit des Materials. Um so steifer der Verbinder ist um so besser sind schnelle Bewegungen und Tricks rüberzubringen. Die Bewegung geht nicht erst in die Verbinder und dann an den Drachen. Direkteres Fliegen ist möglich.

Mittelkreuz
Das Mittelkreuz muß möglichst stabil ausgwählt werden, da es einiges verkraften muß. Hier ist es meist so, das stabile Kreuze auch stabil aussehen. Lieber zur kräftigen, vielleicht auch teureren Variante greifen, da ein Bruch des Kreuzes in der Luft auch Schäden am Segel mit sich ziehen kann.

Stand-Off Befestigungen
Auch bei den Stand-Off Befestigungen gibt es eine Vielfalt an Möglichkeiten. Zu beachten sind hier folgende Dinge:

Wenn ein Trickflug-Drachen gebaut wird ist darauf zu achten, das die segelseitige Stand-Off Verbindung möglichst nicht nach hinten übersteht, das sich Schnüre darin verfangen können.

Bei der gestängeseitigen Anbindung ist darauf zu achten, was man mit dem Drachen erreichen möchte, bzw. wie das Original ausgeführt ist. Es gibt Drachen die sehr radikal geflogen werden könne und daher eine fixe, stramme Segelabspannung brauchen. Hier sind dann Verbinder notwendig, die den Stand-Off fest mit dem Gestänge verbinden. Die andere Variante sind Halter, die eine Bewegung des Stand-Off zulassen, so das das Segel "atmen" kann.

 


Gestängeauswahl

Im Bereich der Gestänge hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Neben den ursprünglichen Standardstäben in z. B. 6, 8, und 10 mm gibt es heute gezogene, gewickelte, konische und was weiß ich für Varianten. Dazu kommen Unterschiede in Bindemittel, Materialmix (z.B. Kohlefaser mit Glasfaser oder Kevlarwicklungen) u.s.w. Alles aufzuzählen würde wohl den Rahmen dieser HP sprengen, für die Feinheiten sind wohl auch die Hersteller da. Einige grobe Umrisse und ein Basiswissen möchte ich doch mitteilen:

Gezogen
Gezogene Stäbe gelten heute als Standard im Lenkdrachenbau. Sie erfüllen im Großen und ganzen auch die an ein Lenkdrachengestänge geforderten Bedingungen. Für diese Gestänge gibt es auch die größte Auswahl an Verbindungsteilen. Einige Firmen stellen auch die Rohre so her, das sie untereinander kompatibel sind. Das heißt, das dann z.B. ein 6 mm Stab in einen 8 mm Stab hineinpaßt. Das ist zum verstärken der Stäbe sinnvoll. Für Spezialfälle, wenn ein Gestänge mal sehr stark beansprucht wird, gibt es auch dickwandige Sorten, die dann den Belastungen besser standhalten. Es sind auch einige Sonderausführungen zu bekommen, die z. B. durch eine eingelegte Kevlarwicklung stabiler sind oder im Gegensatz zu den dickwandigen Stäben zur Gewichtsersparnis dünnwandig ausgeführt sind. Dieses aber nur am Rande, da der Text sonst kaum zum Ende kommt.. Die Stablängen sind meist in 82,5, 100, 125, 150, 165 und 200 cm erhältlich.

Gewickelt
Neben der gezogenen Variante gibt es auch gewickelte Stäbe, die bei gleichem, oder auch geringerem Gewicht eine erhöhte Steifigkeit erzielen. Diese Stäbe sind meist in den Maßen 82,5 oder 100 cm erhältlich und müssen zur Verlängerung auf z.B. 1,65 m gemufft werden. Die Durchmesser sind meist auf ca. 8 mm ausgelegt. Neben dem Vorteil der erhöhten Steifigkeit kauft man sich mit diesen Stäben aber den Nachteil der Druckempfindlichkeit ein. Das Sägen erfordert auch eine erhöhte Aufmerksamkeit. Die Stäbe neigen zum erhöhten Ausfasern. Sehr bekanntes Beispiel für gewickelte Stäbe sind die Revolution-Stäbe (einzeln auch unter dem Namen Advantage vertrieben), die Dem Drachen die notwendige Steifigkeit verleihen und durch ihre Robustheit sehr bekannt sind.

Gewickelt konisch
Diese Entwicklung ist ist Gestängeseitig so die neueste, soweit mir bekannt ist. Hier wird der Trick angewandt, das die stabilen Stellen der Stäbe an die hochbelasteten Punkte gerückt werden: Mittelkreuz, Außenstäbe. An den Stabenden, die nicht so sehr belastet werden (Drachennase, Flügelspitzen) ist der Stabdurchmesser geringer. Für diese Stäbe, die recht teuer sind, werden spezielle Verbinder und sonstige Teile benötigt. Für unterschiedliche Lastfälle (Starkwind, normal, Leicht- oder Null-Wind) sind die unterschiedlichsten Stärken erhältlich. Die bekanntesten Hersteller sind hier Avia, Skyshark und Dynamic.

Hier gilt, wie auch bei den gewickelten Stäben, das es nur lohnt, wenn der Drachen wirklich zu Ende konstruiert ist und das letzte bischen an Flugleistung herausgeholt werden soll. Für einen Gestängesatz in der hohen Qualität sind schnell 100 oder 120 DM ausgegeben. Ohne Bedenken kann so ein Gestänge auch verwendet werden, wenn eine Bauanleitung existiert und das Modell in der Serie mit solchen Stäben ausgestattet ist.

 


Gestänge einbauen

Auch beim Einbau und der Verarbeitung des Gestänges ist einiges zu beachten. Wichtigste Regel beim Einbau in das fertige Drachensegel ist, das das Gestänge dem Segel angepaßt wird. Das heißt, das das Gestänge nicht auf die in der Bauanleitung angegebenen Maße geschnitten wird sondern z.B. ein Außenstab durch Einschieben in die Tasche angepaßt wird. Durch die Näharbeit können Ungenauigkeiten auftreten, die zu leicht veränderten Stabmaßen führen. Es hat eben wenig Sinn das etwas knapp genähte Tuch in ein Gestänge zu quetschen, das der Anleitung entspricht :-))
Zum Sägen der Stäbe sollte der Stab an der zu sägenden Stelle mit etwas Klebeband umwickelt werden. Das verhindert ein Aussplittern der Fasern. Nicht notwendig ist dieser Vorgang bei Benutzung der Proxxon-Säge. Die geschnitteneen Enden werden mit Schleifpapier oder auch einem Schleifschwamm entgratet. Sind alle Stäbe zugeschnitten und angepaßt sollte der komplette Drachen ohne verkleben von Verbindern oder Stoppern aufgebaut werden um zu sehen ob auch alles paßt. Erst danach sind die Klebearbeiten sinnvoll. Bei Stnd-Offs ist zu beachten das diese nicht zu stramm in´s Segel eingepaßt werden, da der Drachen sonst etwas seltsame Flugeigenschaften bekommt. Zu stramm ausgespannte Segel fürhren zu einem etwas unkontollierbaren Flugverhalten.

Stäbe, die als Aussenstäbe mit Innenmuffen gemufft werden (z.B. ProSpar-Comp oder SkyShark) werden gegen Bruch im Muffenbereich gesichert indem man den Muffenbereich am Stabende und dort, wo die Muffe im Stab endet, mit Glasfaserverstärktem Klebeband (Filament-Klebeband) umwickelt. Die Stäbe werden im Muffenbereich kaum knacken.

Die Segelabspannung über die Nocken/Splitkappen mit Hilfe von Gummischnur oder fester Schnur sollte sehr stramm ausgeführt werden um dem Segel möglichst wenig Spiel zu bieten.


Waage und Waageschnur

Als Waageschnur wird meist eine ummantelte Dyneema-Schnur verwendet. Dyneema dehnt sich sehr wenig und ist durch den Mantel degen Durchscheuern geschützt. die Schnur sollte, nachdem sie auf Länge gebracht ist immer etwas angeschmolen werden, damit sie nicht ausfranst. Alternative wäre, sie gleich mit dem Lötkolben zu schneiden. Die Waage sollte in Ihrer Länge möglichst nah an den angegebenen Maßen liegen. Ungenauigkeiten von mehr als 10 mm können schon zu einem veränderten Flugverhalten führen. Wenn eine Waage im eingebauten Zustand gemessen wird müssen die wahren Längen der Schnur "erknotet" werden.
Die Befestigung der Schnur am Gestänge erfolgt über Schlaufen und Buchtknoten oder ohne Schlaufe mit einem sog. Rutschknoten. Wie man es macht ist eigentlich gleich, nur das Ergebnis sollte sich an den Originalmaßen orientieren.
 



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